Geschichten aus der Hölle hinter der Service Wüste

Ich habe Möbel gekauft, online mit Rabatt! Guter Kauf, richtig viel Geld ausgegeben für Muttis neue Senioren Residenz auf 38 Quadratmetern. Natürlich wollte ich alle 3 Teile gleichzeitig geliefert und aufgebaut haben. So ein Schwebetürenschrank braucht Montagekompetenz, sonst schwebt da nichts. Auch das Bett mit motorbetriebenen Kopf- und Fußenden sollte lieber dem Fachmann überlassen werden, keiner möchte Mutti eingeklemmt wissen. Also Termin mit dem Liefer- und Aufbauanbieter telefonisch abgesprochen. Wann, wohin und dass man mich 30 Minuten vorher anruft, damit ich die Jungs in Empfang nehmen kann, da es noch kein Namensschild gibt. Alles ganz „easy & super“ freundlich. Bis dahin!

Jetzt brauche ich bitte im Hintergrund sich aufbauende bedrohliche Musik…

Der Tag brach an, ich war in der neuen, noch leerstehenden, Wohnung und wartete die angekündigte Zeit zwischen 7 und 11 Uhr ab. Kein Anruf. Da rief ich eben an beim Kundendienst „easy & super“ – ihr erinnert euch. Die Originalaussage der Dame am Telefon lautete: „Die Jungs waren da, es gab keinen Namen am Klingelschild. Sie haben angerufen und es ist keiner rangegangen“. Das war zu dem Zeitpunkt 3 Stunden her! Ich saß also wie ein Vollpfosten 3 Stunden in einer kahlen Wohnung und keine Sau hat mich angerufen.

Die Musik bitte lauter und mit verhaltener Glut.

Ich: „Mich hat niemand angerufen.“
Sie: „Doch, ich sehe das hier im System. Nach 4 Sekunden ist der Call aber abgebrochen.“
Im Ernst? Und das war alles? Die gesamte Kontaktaufnahme mit einem vollen LKW, 3 Wochen warten auf die Lieferung und 2 sprechbereiten Monteuren vor der Tür? Einmal anrufen und ein Abbruch nach 4 Sekunden? Wollten die in die Frühstückspause?
Sie: „Sie bekommen dann einen neuen Termin vorgeschlagen…, wann weiß ich nicht.“
Ich: „Nein, abgelehnt, meine Mutti wird demnächst hierherziehen und wird nicht in der Duschtasse schlafen!“
Sie: „Es ruft sie jemand an…wie und wann es weitergeht.“
Ich also zurück zur Arbeit. 2 Stunden später ein Anruf eines Dispatchers (er hat sich wirklich so vorgestellt) …er wird mit den Jungs sprechen, ob sie heute doch noch vorbeikommen oder nächste Woche dann…er meldet sich wieder bei mir. Aufatmen. Es ist 14 Uhr, ich überlege, ob ich mich mal beim Herrn Dispatcher melden sollte. Da kommt der Anruf von Herrn Aggro persönlich „Wo sind Sie, wir stehen schon wieder hier und keiner ist da!“

Laute Paukenschläge und wütende Gitarrenriffs.

Ich: „säusel, säusel, ich komme doch gern sofort rüber, schön, dass Sie anrufen.“
2 Typen, ich nenne sie mal Jason und Kevin, die an passiv aggressiver Körpersprache nicht zu überbieten waren und mit einer unverschämten Ansprache, die mich zurückschrecken ließ. „Wir haben Sie angerufen und Sie sind nicht rangegangen“.
Ich: „Ich habe keinen Anruf, schauen Sie hier gern auf meine Anrufliste.“
Kevin: „Dann ist es auf der Mailbox…“
Ich: „Nein, auch da habe ich keine Meldung. Möchten Sie gleich mit hochkommen und die Lage sondieren, wo Sie abstellen und aufbauen wollen?“
Kevin: „Ich gehe nicht irgendwohin, einfach nur so.“
Ich: „Na dann nehmen Sie doch schon etwas mit.“

Jetzt hören wir Säbelrasseln und Schlachtrufe.

Wir sind oben in der Wohnung. Ich biete Jason und Kevin eine Friedenstaube an (mit Ölzweig, ich bin schließlich Mediatorin), indem ich vorschlage, das Kriegsbeil zu begraben und von vorn mit unserer Beziehung zu beginnen.
Kevin: „Interessiert mich alles nicht, ich will nur aufbauen und hier weg.“
Damit verschwand das Trinkgeld endgültig im Sparschwein von Mutti. Nächste Stufe des Aggressors: Aufbau der Boombox und Kampfansage mit Musik der heftigen Gangart. Schön Lautstärke nochmal nachjustiert und ab in die Mitte der Wohnung „Justin, hörst Du auch gut?“. Und ab jetzt war alles geil…er hätte einfach Schlager anmachen sollen, das wäre mit mir richtig eskaliert, aber so habe ich lauthals Rammstein und Metallica mitgegrölt und den Jungs demonstrativ beim Arbeiten zugeschaut. Übrigens Möbel montieren konnten sie, habe mir trotzdem erlaubt, drauf hinzuweisen, dass ein Sicherungskasten lieber nicht zugestellt werden sollte und es bei dem kleinen Zimmer sinnvoll wäre, erst den großen Schrank und dann das sperrige Bett aufzubauen, da sonst kein Platz zum hantieren…wenn Blicke töten könnten…wir werden wohl nie Freunde…

Als alles vorbei war, stand ich auf dem Balkon im Seniorenheim und schaute zufrieden in die Welt und plötzlich fragte eine kleine alte Dame leise neben mir auf dem Nachbarbalkon „Sind Sie die neue Mieterin?“

von Kerstin Hattar

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